Die wichtigsten Börsenkennzahlen um an der Börse erfolgreich zu sein sind gar nicht so viele. Welche für den Privatanleger ausreichen, ist hier zu erfahren.
Wer sein Geld in Aktien investieren möchte, der steht vor der Frage ob man aktiv handeln möchte oder lieber sehr einfach und konservativ in Fonds oder ETF`s investiert. Möchte man sich nun ins Abenteuer des aktiven Aktienhandels wagen, kommt man nicht darum herum, sich etwas mit den Unternehmen zu beschäftigen die hinter den Aktien stehen. Ohne die richtigen Informationen wird der Aktienhandel mehr zur reinen Glückssache.
Um die Unternehmen und damit das Kurspotenzial zu bewerten, schaut man sich die Unternehmenskennzahlen im Detail an. Alle Firmen die an der Börse ihre Aktien handeln wollen sind dazu verpflichtet diese Kennzahlen in regelmäßigen Abständen zu veröffentlichen. Umso wichtiger der Index ist wo die Aktie gelistet wird, umso höher sind die Anforderungen an die Kennzahlen die veröffentlicht werden müssen. Im DAX beispielsweise, dem wichtigsten Index in Deutschland, herrschen die größten Verpflichtungen für die Unternehmen, wenn sie dazu gehören wollen.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – Fundamentanalyse
Wenn man die Bilanz des Unternehmens aus dem letzten Geschäftsbericht zum Teil in Relation zum Kurs des Unternehmens setzt, nennt man das auch die Fundamentanalyse. In den Geschäftsberichten der Unternehmen gibt es eine Unmenge von Zahlen und Kennzahlen. Einige haben sich aber in der Vergangenheit besonders etabliert, um kommende Börsenkurse ungefähr vorherzusagen. Auch machen diese Kennzahlen einen Vergleich zu anderen Unternehmen oder einem Index wesentlich einfacher.
Heutzutage können mit Hilfe des Internets sehr schnell die benötigten Kennzahlen ermittelt werden, was früher schon wesentlich schwieriger war. Als kleiner Nachteil ist allerdings zu sehen, dass die Kennzahlen die Vergangenheit abbilden und daraus Rückschlüsse für die Zukunft gezogen werden müssen. Man hofft also bei Unternehmen die eine Prüfung mit Kennzahlen bestanden haben, dass sie sich in der Zukunft genauso entwickeln.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – KGV und KBV
Die ersten Kennzahlen die ich vorstellen möchte sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis kurz KGV und Kurs-Buch-Verhältnis kurz KBV. Dies sind nicht mehr nur reine Kennzahlen, sondern es wird auch der aktuelle Kurs der Aktie des Unternehmens mit einbezogen.
KGV
Die wichtigste Kennzahl für Investoren die immer wieder zu hören oder zu lesen ist, ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Ausgerechnet wird das KGV indem der aktuelle Kurs durch den Gewinn pro Aktie geteilt wird. Das KGV zeigt dem Investor mit welchem Faktor der Gewinn des Unternehmens an der Börse bewertet wird.
Das KGV kann aber noch viel mehr. Mithilfe des KGV kann auch ermittelt werden wie viele Jahre es dauern würde den Börsenwert aller Aktien zusammen zu erwirtschaften. Das ganze allerdings bei gleichbleibendem Gewinn vorausgesetzt.
Des weiteren ist das KGV für den Investor sehr interessant, weil mit der Kennzahl ermittelt werden kann wie viele Jahre es dauert bis der bezahlte Preis durch Gewinnrückflüsse gedeckt wird. Auch hier ist wieder der gleichbleibende Gewinn vorausgesetzt. Aus diesem Grund ist ein niedriges KGV bei sehr vielen Investoren sehr beliebt, da sich die Aktie gemessen am Wert des Unternehmens günstig einkaufen lässt.
KBV
Eine weitere für den Investor sehr interessante Kennzahl ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis. Hier wird der Kurs im Verhältnis zum ausgewiesenen Buchwert pro Aktie gesetzt. Dazu ist es wichtig zu wissen was sich hinter dem Begriff Buchwert verbirgt. Der Buchwert ist das Eigenkapital der Firma inklusive aller Besitztümer des Unternehmens. Das können Maschinen, Häuser, Lagerhallen, Autos usw. sein.
Bei dem KBV gilt auch, umso niedriger desto besser. Denn liegt der Buchwert unter dem Kurs der Aktie dann ist das Unternehmen an der Börse weniger wert als alle seine Besitztümer zusammen. Ist das der Fall kann theoretisch bei einer Insolvenz mehr Geld beim Verkauf der Besitztümer erzielt werden als das Unternehmen zur Zeit an der Börse Wert ist. Aus diesem Grund ist von Aktien abzuraten wessen KBV sehr weit über dem Aktienkurs des Unternehmens liegt. Ein niedriges KBV kann auch als kleine Absicherung gegen einen total Verlust gelten.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – Eigenkapitalquote und Eigenkapitalrendite
Mit den beiden Kennzahlen Eigenkapitalquote und Eigenkapitalrendite kann man recht gut abschätzen wie finanziell gesund ein Unternehmen aufgestellt ist und wie gut das jeweilige Geschäftsmodell funktioniert. Diese beiden Kennzahlen geben auch darüber Auskunft, wie krisensicher ein Unternehmen in einer Krise sein wird. Denn ist das Eigenkapital sehr hoch und es wird viel mit dem Geschäftsmodell verdient, kann auch mal eine Krise ausgestanden werden, weil nicht direkt fremde Geldgeber ihre Ansprüche anmelden.
Eigenkapitalquote
Mit der Eigenkapitalquote wird die finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens angezeigt. Sie wird berechnet indem das Eigenkapital durch die Bilanzsumme (Gesamtvermögen oder Gesamtkapital) geteilt wird. Ist die Quote sehr hoch, umso weniger ist das Unternehmen auf das Geld fremder Investoren angewiesen. Auch spricht eine hohe Eigenkapitalquote über einen längeren Zeitraum für ein gesundes Geschäftsmodell.
Eigenkapitalrendite und Fremdkapitalquote
Die Eigenkapitalquote wird aus dem Gewinn des Unternehmens geteilt durch das Eigenkapital berechnet. Für den Aktionär ist diese Kennzahl besonders interessant, weil sie anzeigt wie gut das eingesetzte Kapital durch das Unternehmen verzinst wurde. Eine hohe Eigenkapitalrendite sagt also aus, dass ein Unternehmen in der Lage ist möglichst viel Rendite (Gewinn) aus dem eingesetzten Kapital zu machen. Eine hohe Eigenkapitalrendite ist auch wieder ein sehr guter Schutz vor Krisen. Denn auch wenn die Gewinne leicht wegbrechen sollten, wirft das diese Unternehmen nicht um, sondern es wird immer noch genug Geld verdient um die Aktionäre zufrieden zu stellen.
Wenn man schon einen Blick auf die Eigenkapitalquote wirft, sollte man auch noch einen auf die Fremdkapitalquote werfen. Mit der Fremdkapitalqoute lässt sich sehr schnell ermitteln wie abhängig ein Unternehmen von fremden Investoren ist. Das kann ein schlechtes oder auch ein gutes Zeichen sein. Ein schlechtes ist es, wenn die Geschäfte nicht so laufen und die Gewinne einbrechen dann aber trotzdem die Geldgeber bedient werden müssen. Dazu muss sich unter Umständen wieder Kapital geliehen werden, was die Schuldenspirale weiter nach oben schraubt und schlecht für den Aktienkurs sein wird.
Als positiv kann man eine hohe Fremdkapitalquote allerdings auch sehen, weil sie darstellt das es viele Investoren gibt die in das Unternehmen Geld investieren wollen. Das machen sie in der Regel nicht, wenn sie nicht eine ordentliche Rendite erwarten. Das kann dann doch wieder für ein ordentliches Unternehmen sprechen was z.B. zur Zeit einfach viel Geld für Investitionen benötigt um für die Zukunft ein neues Produkt zu entwickeln.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – EBIT und EBITA
EBIT und EBITA sind die wichtigsten Kennzahlen um die Ertragskraft eines Unternehmens zu ermitteln. Beide Kennzahlen sind international anerkannt und tauchen daher in fast allen Quartalsberichten auf. Der große Vorteil dieser Kennzahlen ist die gleiche Bedeutung. Das macht die einzelnen Unternehmen vergleichbar.
EBIT Gewinn vor Steuern und Zinsen (Earnings Before Interest and Taxes)
EBITA Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibung (Earning Before Interests, Taxes, Depreaciation and Amortisation)
Der EBITDA zeigt dem Anleger, ob das Unternehmen aus einer gewöhnlichen Geschäftsidee einen Überschuss erzielen kann. Gerade bei recht neuen Unternehmen mit jungen Geschäftsmodellen ist diese Kennzahl besonders wichtig.
Das beide Werte so hoch wie möglich sein sollten, ist denke ich selbsterklärend. Denn umso höher der Gewinn, also auch EBITDA und EBIT, umso besser wird in der Regel auch der Aktienkurs abschneiden. Ein weiterer Vorteil dieser Kennzahlen ist, dass sie vor Abzug von Steuern angegeben werden. Somit können Unternehmen verglichen werden, die in ihren jeweiligen Ländern unterschiedliche Steuermodelle haben.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – Dividendenrendite
Die Dividende wird von den Unternehmen als kleiner Bonus an die Investoren ausgezahlt um diese zu locken oder sie länger ans Unternehmen zu binden. Die Dividenden kann man auch die Zinszahlungen nennen die Anlegern für ihr Risiko gezahlt werden. Eine ordentliche Dividende kann die Rendite der Investition deutlich erhöhen. Mit Hilfe der Dividendenrendite ist es möglich auszurechnen wie hoch das eingesetzte Kapital verzinst wird.
Die Dividendenrendite wir errechnet indem man den aktuellen Börsenkurs durch die ausbezahlte Dividende je Aktie teilt. Auch hier ist die Kennzahl umso besser je höher sie ausfällt. Aber Vorsicht eine gute Dividendenrendite in der Vergangenheit sagt noch lange nichts über die Zukunft aus. Schaut man sich aber Unternehmen an die in der Vergangenheit eine Dividende bezahlt haben, so wird das Unternehmen dies sehr wahrscheinlich auch in der Zukunft tun.
Besser sind aber noch Unternehmen die in den letzten Jahren die Dividendenzahlungen jedes Jahr kontinuierlich erhöht haben. Das kann ein deutliches Zeichen für ein sehr gesundes Unternehmen sein. Es ist aber auch Vorsicht geboten, denn ist die Dividendenrendite außergewöhnlich hoch, kann das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten sein und versucht sich auf diesem Wege sich Kapital zu beschaffen.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – Richtwerte für den Privatanleger
Damit die Suche nach der richtigen Aktie etwas leichter fällt, habe ich die Börsenkennzahlen nochmal kurz zusammengefasst und ein paar Richtwerte hinzugefügt die meiner Meinung nach erreicht werden sollten.
- KBV sollte unter 1 liegen. Damit wird ausgesagt, dass dem Unternehmen nicht mal der Wert seines Eigenkapital zugestanden wird. Ist das Eigenkapital solide (Gebäude, Maschinen usw.), dann besteht eine Sicherheit in Form von Eigenkapital was in Krisen helfen kann
- KGV sollte unter 10-12% liegen. Dieser Wert wird im allgemeinen als Schwelle von einem günstigen Unternehmen zu einem teuren Unternehmen gehandelt. Bei einem KGV unter 10-12 % geht man davon aus, dass der Gewinn noch nicht vollständig im Aktienpreis verarbeitet ist und hofft daher auf Kurssteigerungen.
- Eigenkapitalquote über 15 %
- Eigenkapitalrendite über 15 %. Liegt eine von beiden oder beide Werte unter 15 % dann kann etwas mit dem Unternehmen nicht stimmen. Es wird z.B. nicht genügend Geld mit dem Geschäftsmodell verdient oder die Schulden des Unternehmens sind sehr hoch. Beides ist sehr oft schlecht für den Aktienkurs. Im Umkehrschluss ist eine positive Eigenkapitalversorgung sehr gut für den Aktienkurs.
- EBIT + EBITDA: um hier einen vergleichbaren Wert zu haben nehme ich die EBITA – Marge hinzu. EBITA-Marge wird berechnet, indem man den EBIT durch den Umsatz teil. Eine ordentliche EBIT-Marge sollte über 12 % liegen
- Die Höhe einer Dividendenrendite kann man nicht pauschal vorgeben. Es gibt sehr viele Unternehmen die nur eine kleine Dividende oder sogar keine bezahlen und trotzdem sehr gesund und außerordentlich gut dastehen. Hier zählt dann der eigene Geschmack oder die eigene Strategie. Eine ordentliche Dividendenrendite liegt meiner Meinung nach zwischen 2-5 Prozent.
Die wichtigsten Börsenkennzahlen – Fazit.
Diese sieben Börsenkennzahlen sind meiner Meinung nach die wichtigsten Kennzahlen um Aktien an der Börse zu handeln. Sie sind heutzutage auch sehr einfach zu bekommen und machen den Zeitaufwand für Recherche sehr gering. Ich denke auch, dass diese sieben Kennzahlen völlig ausreichend sind. Man braucht nicht noch tiefer in den Geschäftsberichten und der gleichen abtauchen, was für Laien oft sehr schwierig ist.